
Blue Mountains
Wir verlassen unsere „Insel“. Erstmals seit unserer Ankunft vor fast drei Monaten verlassen wir Sydney. Wir folgen unseren Freunden nach Westen in die Blue Mountains. Nach knapp zwei Stunden sind wir in Katoomba, dem touristischen Zentrum der blauen Berge.
Sofort brechen wir zu einer gemeinsamen Wanderung auf. Den Prince Henry Cliff Walk entlang bis zum örtlichen Highlight, den Three Sisters, einer sagenumwobenen Felsformation.
Die drei Schwestern wurden einer Legende nach von einem Zauberer in Felsen verwandelt und konnten nach dem bedauerlichen Tod desselbigen leider nie wieder zurückverwandelt werden. So kann es gehen …
Tatsächlich werden an dem markantesten Aussichtspunkt; dem Echo Point Busladungen von Touristen angeliefert, die noch etwas eifriger als wir fotografieren und den Selfiestick für die überwiegend japanischen digitialen Fotoalben bemühen. Das Wetter könnte besser sein, aber die Aussicht ist dennoch sehr schön und für die Nähe zu unserer strandreichen Millionenstadt überraschend ungewöhnlich.
Den Abstieg zur ersten der Schwestern über eine enge steile Treppe wagen noch einige von ihnen, weshalb es durch den unvermeidlichen Gegenverkehr der Rückkehrer etwas eng zugeht. Die weiteren ca. 900 Stufen der Giant Stairway haben wir dann fast für uns alleine.
Als wir den Regenwald erreichen, fehlt von den Busladungen jede Spur.
Wir durchwandern die üppige Vegetation, vorbei an den Katoomba Falls und begleitet vom Kreischen der Kakadus (und dem Geschnatter vierer Jungs). Schön!!
Und dann erreichen wir die Talstation der mit 52° steilsten Schienenbahn der Welt, der Scenic Railway, die uns vor dem Aufstieg der knapp 1000 Stufen bewahrt. Welch ein Glück!
Wir sind etwas verwundert über die in übertrieben schräger Lage angeordneten Sitzbänke und können uns dann aber kaum noch in normaler Lage halten, als die durchaus rasante Fahrt losgeht. Wow!!
Nach einem geselligen Abendessen spazieren wir durch den netten Ort zu unseren Betten. Und dann passiert es: „Stille Nacht“ hallt es durch die Luft. Eine Brasscombo spielt Weihnachtslieder. Es ist dunkel, der Ort ist niedlich weihnachtlich geschmückt, die Truppe ins rechte Licht gerückt, eine kleine Schar von Zuhörern lauscht den später auch schwungvollen Klängen amerikanischer Weihnachtsklassiker und es passt. Zum ersten Mal fühlt es sich ein bisschen weihnachtlich an. Ganz anders als bei den Engeln, die vor dem Flughafenweihnachtsbaum eine feierliche Variante von „Oh Christmastree“ angestimmt hatten.
Und dann begreife ich auch warum: es ist KALT! Es ist richtig kalt. Ich hätte ein Halstuch, eine Mütze und nicht einmal Handschuhe abgelehnt. Unsere Freunde im Wohnmobil sammeln alle verfügbaren Decken zusammen und als wir uns am Morgen zu einer Frühvariante des klassischen Ausblicks verabreden sind es nur 9°. Den erhofften blauen Dunst, der den Bergen seinen Namen verliehen hat, und der den Ölen der Eukalyptusbäume zu verdanken ist, kann man nur ahnen. Die Sonne hat sich nach ihrem verheißungsvollen Aufgang auch wieder von Wolken verdrängen lassen, aber dafür sind wir an Touristenanlieferungsstelle fast ganz alleine.